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Auge und Ohr für Not und Elend

 

Gräfin Eveline de La Tour

Der Gräfin segensreiche Tätigkeit erstreckte sich nicht nur auf die nächste Umgebung in Treffen, sondern umfasste ein weit gespanntes Gebiet, in dem auch das damalige Landskron Nutznießer ihrer Tätigkeit war. Als Mädchen von neun Jahren hatte Gräfin Eveline de La Tour geborene Ritter von Zahony ihre Mutter verloren. Ihr Vater, ein reicher Industrieller, ließ sie durch eine sehr gläubige Tante erziehen, was wohl ihr weiteres Leben prägte. Am 17. April 1885 kaufte ihr Gatte Graf Theodor La Tour en Voivre von den Grafen von Goeß Schloss Treffen, das vorher Schloss Schneegh hieß. Hatte sie schon früher auf ihrem Weingut Russiz Räume zur Unterbringung von Mädchen zur Verfügung gestellt, begann sie einige Jahre nach dem Erwerb von Schloss Treffen – vorerst aus Glaubensgründen – mit der Sammlung von Kindern aus der Umgebung zur Sonntagsschule ins Schloss, die sie selbst hielt.

 

Sie lernte dabei das Elend und die Verwahrlosung der Bevölkerung kennen. Immer schon sozial eingestellt, eröffnete sie in einem Nebengebäude des Schlosses eine Schule. Wenn man weiß, dass damals Gemeinden 50 bis 70 Prozent uneheliche Kinder hatten, versteht man das Elend. Einer der Gründe war, dass viele Bauern bis ins hohe Alter, manchmal bis zum Tod, die Höfe nicht übergaben. So suchten die Söhne Ausweg in wilder Ehe. Bis zur Hochzeit hatten sie nicht selten drei, vier, ja bis zu sechs Kinder. Hinzu kam bei solchen Umständen noch die Trunksucht. Die Stiftung de La Tour hat heute eine Reihe von Kinder- und Altenheime und betreibt ein Krankenhaus für Sucht- und Alkoholkranke. So lebt das Werk zum Segen vieler weiter. (Quelle: Buch „Vassach“ von Heinrich Pinteritsch)

 

Persönlich finanzielle Situation

Von 1873 an setzte sie sich nachhaltig für sozial Schwächere ein – der erste Meilenstein war die Gründung des Waisenversorgungsvereins in Görz. Später folgten soziale Einrichtungen in Russiz (1876) und Treffen (1885) sowie die Hospiz- und Stadtmission in Triest. Nach dem Tod ihres Mannes Theodor im Jahr 1894 nutzte sie die Erbschaft, um ihr soziales Engagement nochmals zu verstärken.
In den Wirren des Ersten Weltkriegs ab 1914 war sowohl der Besitz in Italien als auch das Leben der Gräfin, die ihren Besitz persönlich vor Ort verteidigen wollte, in großer Gefahr. In ihrem Testament (1916) übertrug sie ihr Vermögen der Evangelischen Stiftung de La Tour. Ihre Arbeit wurde in den folgenden Jahrzehnten fortgeführt und ausgebaut. (Quelle: Heidrun Szepannek: Elvine Gräfin de La Tour (1841–1916) – Protestantin, Visionärin, Grenzgängerin).

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